Kläranlage Edenkoben bekommt Spurenstoffelimination


Werkleiter Martin Hanke erklärt, was Spurenstoffen sind: „ Das sind in diesem Fall Rückstände von zum Beispiel Arzneimitteln, Pflanzenschutzmitteln, Bioziden und anderen Chemikalien die im Ablauf der Kläranlage in sehr geringen Konzentrationen vorhanden sind. Problematisch ist dabei, dass diese Stoffe bereits in sehr geringen Dosierungen negative Auswirkungen auf die Gewässer haben können. 

Um der Problematik der Anreicherung von Spurenstoffen in unserer Umwelt entgegen zu treten, hat die EU im April diesen Jahres eine Aktualisierung der Kommunalabwasserrichtlinie (KARL) beschlossen. Darin wurde die Pflicht zur Einführung der Spurenstoffelimination oder auch 4. Reinigungsstufe für Kläranlagen bestimmter Größenordnungen beschlossen. Zurzeit wird diese Richtlinie in nationales Recht umgesetzt. 

Verbandsgemeindewerke Edenkoben prüfen die Schadstoffbelastung ihrer Kläranlagen

Bereits im Jahr 2022 haben die Verbandsgemeindewerke Edenkoben eine Untersuchung der Spurenstoffe im Ablauf der Kläranlagen Edenkoben und Gommersheim in Auftrag gegeben. Grundlage war eine Liste von Spurenstoffen, wie sie bereits in anderen Bundesländern als Grundlage für solche Untersuchungen dient. Dabei wurden Spurenstoffe aus allen Lebensbereichen gefunden – Fungizide (z.B. aus Fassadenanstrichen), Herbizide, Röntgenkontrastmittel, Kunstharze, Mückenmittel,  Anti-Epileptika, Betablocker, Antibiotika, Korrosionsschutz-mittel um nur einige zu nennen. Die meisten der genannten Spurenstoffe werden in herkömmlichen Kläranlagen nur zu einem geringen Grad abgebaut. Manche Arzneimittel, wie z.B. Ibuprofen werden aber auch jetzt schon sehr gut abgebaut. Dagegen wird zum Beispiel der Wirkstoff Diclofenac so gut wie gar nicht abgebaut. Der Gehalt von Diclofenac im Ablauf der Kläranlagen ist deshalb auch der bekannteste Referenzwert zur Darstellung der Spurenstoffgehalte.

Zum Vergleich - um sich die Größenordnung vorstellen zu können: Täglich werden aus der Kläranlage Edenkoben rund sechs Tuben à 120 Gramm eines bekannten diclofenachaltigen Schmerzgels in den Triefenbach eingeleitet. 

Mit diesen Ergebnissen konfrontiert, hat der Werkausschuss der Verbandsgemeinde Edenkoben der Beauftragung einer Machbarkeitsstudie für die Einrichtung einer Spurenstoffelimination zugestimmt. 

Die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie lagen Mitte 2023 vor. Es wurden fünf Varianten untersucht, deren Kosten bei 7 bis 8,4 Millionen Euro lagen - inklusive der Steuern und Baunebenkosten. Die Variante mit 7 Millionen Euro würde eine jährliche Mehrbelastung von rund 18 Euro pro Einwohner ergeben.

Mit der Machbarkeitsstudie als Grundlage fanden dann Gespräche mit der Wasserbehörde und dem Umweltministerium statt. Das Umweltministerium zeigte bei dem Gespräch die Fördermöglichkeiten für die geplante Maßnahme auf, die im günstigsten Fall bei über 50 Prozent aus einer Kombination von Zuschuss und zinslosem Darlehen liegen. Mit diesen Informationen ausgestattet, hat der Werkausschuss die Ausschreibung der Planungsleistungen freigeben. Diese sind EU-weit ausgeschrieben worden und konnten dann Ende Juli vergeben werden.

Vorerst wurden nur die Planungsleistungen bis zu Vorplanung vergeben. Die Fertigstellung der Vorplanung ist bis Januar 2025 geplant. Mit den Zahlen aus der Vorplanung kann dann ein konkreter Förderantrag beim Umweltministerium gestellt werden. Je nachdem, wie die Förderung ausfällt, werden dann weitere Planungsschritte abgerufen und das Projekt weiter vorangetrieben. 

In der EU-Kommunalabwasserrichtlinie wurde aber auch festgelegt, dass die Hersteller der Substanzen, die sich als Spurenstoffe im Ablauf der Kläranlage wiederfinden, finanziell an den Maßnahmen zur Spurenstoffelimination beteiligt werden sollen. Wie dies dann letztendlich gestaltet werden soll, ist noch offen. Nach Information der Wasserbehörde wirke sich ein jetziger Beginn für die „First Mover“ – diejenigen, die sich zuerst bewegen jedoch nicht negativ aus.

Text und Bild: Verbandsgemeindeverwaltung Edenkoben